Die Erfindung des Apfelweins

Die Erfindung des Apfelweins


Wie, wann , wo und von wem genau der Apfelwein erfunden wurde, darüber kann ausschweifend und auf Basis diverser historischer Fakten diskutieren. Doch darum soll es hier nicht gehen. Für die Frankfurter Apfelwein-Geschworenen ist ohnehin völlig klar, dass eine so bahnbrechende Erfindung nur in Frankfurt zustande kommen konnte. Im Laufe der Zeit haben sich zwei, beide wohl nicht so ganz ernst gemeinte, Geschichten etabliert.   

Bereits Kaiser Karl der Große, von 768 bis 814 n. Chr. König des fränkischen Reiches, erwähnt den Apfelwein in mehreren Dokumenten. In seinem „Capitular de Villis“ steht wörtlich „… daß jeder Ritter unter seinem Personal tüchtige Meister haben solle, namentlich Schmiede für Eisen, Silber und Gold und solche Leute, die berauschende Getränke bereiten können, sei es Bier, Birnen- oder Apfelwein.“ Offenbar lag ihm der Apfelwein besonders am Herzen.

Irgendwann gegen Ende des 8. Jahrhunderts musste sich der Frankenkönig mit den Sachsen herumschlagen, die ihn jedoch vor sich hertrieben. Am Ufer des Mains angekommen, wähnte sich das Heer der Franken schon in der Falle, als sie ein Reh erblickten, das ganz problemlos durch den breiten Fluss spazierte. Die Franken folgten dem Tier und gelangten ebenfalls sicher ans nördliche Ufer. Wenig später zog Nebel auf und als die Sachsen den Main erreichten konnten Sie die Furt nicht finden und gaben schließlich die Verfolgung auf. An der ‚Furt der Franken‘ gründete Kaiser Karl die Siedlung, die rasch zu einer bedeutenden Stadt anwuchs.  

Der Frankfurter Dichter Adolf Stoltze (1842 – 1933), Sohn des bekannten Friedrich Stoltze, fasste die Geschichte später in die folgenden Ferse:   

Den Reichsappel in der Hand
Floh Kaiser Karl zum Mainesstrand.
Un hat, da er sehr abgehetzt,
sich uff den Appel da gesetzt.
Nadierlich aanzig aus Verseh,
denn so e Sitz is grad net schee.
Uff aamal awwer spiert er was
Un greift danach un is ganz nass
Un luscht dann draa: Uij! Schmeckt des fei
Un kreischt dann: „ Des is Äppelwei!
Gottlob, jetzt hat der Dorscht e End,
gleich morje nemm ich e Padent!

Bild 1

Der Überlieferung nach wurde um das Jahr 1100 an der Stelle der einstigen Furt die erste Brücke über den Main gebaut. 1235 wurde die ‚Alte Brücke‘ dann erstmalig erwähnt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie mindestens 18-mal ganz oder teilweise zerstört, wieder aufgebaut und mit wechselnden An- und Aufbauten versehen. Als 1673 die Franzosen auf Frankfurt marschierten wurden auf beiden Seite der Brücke je zwei Blockhäuser errichtet, die mit Kanonen bestückt wurden. Mitte des 18.Jahrhunderts erhielten diese Häuser mit Reliefs geschmückte Eingangsportale aus Sandstein. Eines zeigte zwei kleine, gedrungene Männer, die eine Kanone stopften. Solch untersetzte Rekruten waren bei der Artillerie durchaus häufig anzutreffen und wurden etwas flapsig ‚Kanonensteppel‘ genannt. Friedrich Stoltze erwähnt die Kanonensteppel später in einem kurzen Spottgedicht, in dem er die Politik anprangert.

Aber zurück zur Erfindung des Apfelweins.

Auf einer historischen Postkarte der Apfelweinwirtschaft „Zum Lorsbacher Tal“ tauchen die zwei Kanonensteppel zusammen mit dem folgenden Gedicht auf:

Diese zwaa Kanonesteppel
Strentzte nächtlich aanstens Aeppel,
Hawwe se im Rohr versteckt,
Bis de Hauptmann des entdeckt;
Der sagt grimmig: Ihr Nixnutzer
Nemmt gleich de Kanonenputzer,
unnn schafft merr deß Zeug eraus,
Aeppel sinn for mich e Graus.
Also stieße se ins Rohr,
Plötzlich quoll en Strom hervor,
Alles staunte ob dem Wunner
unn hielt rasch die Becher unner.
Unn selbst de Hauptmann fand enn fei,
Erfunne war de Aebbelwei!

Gruß vom Äpfelwein – Die Kannonensteppel – Lorsbacher Tal

Leider ist der Verfasser dieser Zeilen nicht erwähnt. Auch in den gesammelten Werken der Stoltzes bin ich nicht fündig geworden.

Welche der beiden Geschichten näher an der Wahrheit liegt, lässt sich wohl nur mit sehr viel Apfelwein ergründen.

In diesem Sinne: Prost!


Bildnachweis:
Bild 1: Eva K., CC BY-SA 2.5 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5, via Wikimedia Commons
Bild 2: Ebbelwoi-Frankfurt.de

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