Johann Georg Rackles

Kelterei Johann Georg Rackles

Der Name Rackles markiert den Beginn der industriellen Apfelweinproduktion im Frankfurter Stadtteil Bornheim, der 1877 nach Frankfurt eingemeindet wurde.

Dabei waren es zwei Brüder – Johann Georg und Adam Rackles – die im Abstand von nur einem Jahr und in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander ihre jeweils eigenen Apfelwein-Keltereien gründeten.

Die beiden Keltereien Rackles werden daher getrennt voneinender vorgestellt.

Johann Georg Rackles

Im Jahr 1850 gründete Johann Georg Rackles (*22.4.1826 ?) in der Spillingsgasse seine „Aepfelwein-Dampfkelterei und Versand-Geschäft“. Aus bescheidenen Anfängen entwickelte sich im Lauf der Jahre ein Großbetrieb, der weltbekannt wurde.

Das wunderschön gestaltete Plakat befindet sich schon länger in meiner Sammlung und belegt, dass der gute Apfelwein aus Frankfurt sogar am Königshof von Rumänien (Königreich Rumänien, 1881 – 1947) und von den Grafen und Fürsten des hochadeligen Hauses Lippe (Erste Erwähnung 1123, Fürstentum Lippe 1789 – 1919) hochgeschätzt wird. Außerdem weist es die Firma als „Lieferant der Kaiserlichen Marine, sowie vieler Offizier-Casinos“ aus.

Johann Georg Rackles verstarb 1906 in seiner Wohnung  in der Löbersgasse 12 an den Folgen einer Lungenentzündung, nachdem er noch im April bei bester Gesundheit seinen 80. Geburtstag gefeiert hatte.

Dieser Hinweis findet sich kurioser Weise im „Scranton Wochenblatt“ vom 11. Januar 1906 (Scranton, Pennsylvania, USA). Diese deutschsprachige Zeitung erschien zwischen 1865 und 1918 mit einer durchschnittlichen Auflage von 1.200 Exemplaren.


Erfolgloser Vorstoß in die Gastronomie

In einer von Otto Rumeleit, dem ehemaligen Wirt der „Eulenburg“, verfassten Broschüre ist eine alte Handschrift des Bornheimer Chronisten Richard Dauenhauer von 1932 abgedruckt. Darin heißt es:

„Ein Gesuch des Georg Rackles II vom 18. Juni 1858 um Konzession für eine Äpfelweinwirtschaft wurde vom Landamt nicht genehmigt. Der Ausschank war in dem alten Häuschen in der Löbersgasse geplant, das längst dem Neubau der Firma Rackles weichen musste. Die Liegenschaft wurde am 20. August 1857 durch Georg Rackles II aus dem Besitz von Thomas Petermann erworben.“  


Der Stern mit dem Apfel – Eine falsche Spur?

Im Jahre 1641 wurde vom „Burgermeistere und Rath dieser des heiligen Reichs Freyen Stadt Franckfurt am Mayn“ ein Ratsedikt erlassen, wonach eine Steuer auf gekelterten Wein, auch solchem aus Äpfeln, erhoben werden sollte. Wo Äpfelwein gezapft wurde, musste dies laut Verordnung durch das Heraushängen eines Fichtenkranzes mit einem Apfel in der Mitte öffentlich kenntlich gemacht werden.

In einer Werbeanzeige der Firma Johann Georg Rackles, wahrscheinlich erschienen in den ‚Fliegenden Blättern‘, ist jedoch statt dessen ein Hexagramm mit Apfel abgebildet.

Das wohl bekannteste Hexagramm ist der „Davidstern“, das Symbol des Judentums. Die erste und naheliegende Vermutung, dass es sich bei der Fam. Rackles um jüdische Mitbürger gehandelt haben könnte, erwies sich im Laufe der Recherche aber als offenbar falsch. Laut Auskunft des Jüdischen Museums Frankfurt gibt es darauf keinen Hinweis.

Es könnte sich auch um eine Abwandlung des „Brauersterns“ handeln. Der Brauerstern (auch: Bierstern, Bierzeiger, Braustern, in der Oberpfalz auch Bierzoigl und Zoiglstern) ist ein Sechsstern (Hexagramm), das als Zunftzeichen der Brauer und Mälzer genutzt wird. Der Brauerstern ist auch das Symbol für die Ausgabestelle des Haustrunks einer Brauerei, die daher auch „Stern“ oder „Sternen“ genannt wird.

Eine Theorie geht davon aus, dass der Stern einerseits die für das Brauen wichtigen drei Elemente (Feuer, Wasser und Luft) symbolisiert und zum anderen die im Mittelalter bekannten Zutaten (Wasser, Malz und Hopfen) bezeichnet (die Hefe als Brauzusatz fehlte damals noch), so dass sich insgesamt die sechs Zacken des Brauersterns damit erklären. Das Hexagramm ist aber auch das Symbol der Alchemie, was ja im weitesten Sinne auch zum Handwerk des Bierbrauens passen würde.

Hier bedarf es noch weiterer Recherchen.


‚Ur-Rackles‘

Offenbar, um sich von seinem Bruder Adam abzugrenzen, bezeichnete Johann Georg seinen Apfelwein als ‚Ur-Rackles‘. Schließlich war er ja auch der erste der beiden, der seinen Betrieb an den Start brachte.

Diese Bezeichnung findet sich beispielsweise auf den folgenden Satz liebevoll gestalteter Reklamemarken, die den Weg des Apfelweins von der Apfelernte bis zu dem Häuschen mit dem Herz in der Tür zeigt.


Werbung

Diese schöne Broschüre habe ich in Frankreich aufgespürt und nach Hause geholt. 

Hierin äußert sich ein im Rheingau ansässiger „Dr. med. B. in Sch.“, seines Zeichens praktischer Arzt, ausführlich zu der Wirkung des Apfelweins auf Gesunde und Kranke. Dazu werden Referenzen und Bestellungen von diversen medizinischen Kapazitäten angeführt.  Bemerkenswert, dass sogar eine Referenz aus Kamerun / Westafrika zitiert wird. Apfelwein aus Frankfurt war offensichtlich selbst in den entlegendsten Winkeln der Welt hoch geschätzt.

Anhand der genannten Preise würde ich die Broschüre auf die Zeit um 1909 datieren, da in einer alten Chronik unter diesem Jahrgang exakt die gleichen Preise genannt werden, allerdings für Adam Rackles.


Werbeanzeigen

Im Laufe der Recherchen habe ich weitere Werbeanzeigen der Kelterei Johann Georg Rackles gefunden. Dieses sind in den ‚Fliegenden Blättern‘ erschienen.

‚Fliegende Blätter‘, München, vermutlich 1882
‚Fliegende Blätter‘, München, Nr. 1998

Dieser Artikel stellt den aktuellen Stand der Recherche dar und wird überarbeitet, sobald sich neue Erkenntnisse ergeben. Letztes Update: 22.05.2022

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