Adam Rackles

Kelterei Adam Rackles

Der Name Rackles markiert den Beginn der industriellen Apfelweinproduktion im Frankfurter Stadtteil Bornheim, der 1877 nach Frankfurt eingemeindet wurde.

Dabei waren es zwei Brüder – Johann Georg und Adam Rackles – die im Abstand von nur einem Jahr und in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander ihre jeweils eigenen Apfelwein-Keltereien gründeten.

Die beiden Keltereien Rackles werden daher getrennt voneinender vorgestellt.

Adam Rackles

1851, nur ein Jahr nach seinem Bruder Johann Georg, gründete Adam Rackles seine „Aepfelwein-Dampfkelterei“ in unmittelbarer Nachbarschaft in der Bergerstraße 265, zog später jedoch in die Fallthorstraße 11 um.

Am 14. Juni 1907 erschien im „Beiblatt der Fliegenden Blätter“ (München) diese Werbung.

Offenbar versuchte Adam Rackles, dem Aepfelwein auch in Süddeutschand den Weg in die bessere Gesellschaft zu ebnen, in dem er einen alkoholarmen „Aepfelwein-Champagner“ anbot.

„In Mousseux, Geschmack und Bekömmlichkeit guten Sektmarken kaum nachstehend, aber erheblich billiger.“  


Hoch gelobt und weit gereist

Auch Adam Rackles pflegte durchaus hochkarätige Geschäftsbeziehungen. Dies belegt die folgende Originalrechnung vom 4. Mai 1910. Dort ist zu lesen:

„PRÄMIIRT: mit über 60 höchsten Preisen im In- und Auslande, darunter Königl. Preuss.Staatsmedaillen. Wiederholt erste Preise u. ein Sieger-Ehrenpreis der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft für Dauerwaren, welche 2 mal den Äquator passierten.“   

Ja, Frankfurt war halt schon immer Mittelpunkt der Welt – irgendwie…😁


Sorten

Diese beiden Etiketten weisen die Sorten ‚Export‚ und ‚Speierling‚ aus. Eine Datierung ist mir bislang noch nicht gelungen, allerdings muss die Kelterei bereits einige Jahre bestanden haben. So schnell sammelt man schließlich keine „Ueber 75 höchste Auszeichnungen“.

EMA0001: Adam Rackles, Marke Export
EMA0002: Adam Rackles, Marke Speierling

Die folgenden Etiketten sind wahrscheinlich jüngeren Datums. Neben dem bekannten ‚Speierling‚ gibt es jetzt auch die Sorte ‚Naturhell‚.

EMA0007: Adam Rackles, Marke Speierling
EMA0006: Adam-Rackles, Naturhell

Adam Rackles war damals Mitglied im ‚Verband Deutscher Obst- und Beerenweinkeltereien e.V.‘ mit Sitz in Frankfurt am Main, dessen Logo bereits recht modern wirkt. Von wann bis wann dierser Verband existierte, muss noch recherchiert werden. Möglicherweise handelt es sich dabei um einen Vorgänger des heutigen ‚Verband der Hessischen Apfelwein- und Fruchtsaft-Keltereien e.V.‘ auf Bundesebene. Der einzig bislang bekannte Hinweis ist eine Werbeanzeige von 1929.

EMA0008: Adam Rackles (Banderole oder Rückenetikett)

Die oben gezeigte Werbeanzeige von 1907 nennt außerdem ‚Apfelwein-Campagner‘ (Bei Joh. Georg ‚Apfelwein-Sekt‘).

‚Borsdorfer‘ und ‚Alkoholfrei‘ (sterilisierter Apfelsaft) kann ich derzeit nur für Johann Georg Rackles belegen, beide Sorten dürften aber auch bei Adam Rackles im Sortiment gewesen sein, da sich insbesondere der ‚Borsdorfer‘ bei den Apfelweinkennern in Frankfurt-Bornheim großer Beliebtheit erfreute und als besonders edel und hochwertig galt.

Der ‚Borsdorfer‘ Apfel wurde bereits 1170 von den Zisterziensern erwähnt und dürfte damit wohl der älteste dokumentierte Kulturapfel sein. Heute ist er – wie die meisten alten Sorten – eine Rarität.
Das Bild zeigt den ‚Claudius-Borsdorfer‘.


Werbung

Von Adam Rackles konnte ich bislang nur diese eine schöne Reklamemarke aufspüren.

Wie sein Bruder Johann Georg schaltete auch Adam Rackles Annoncen in den in München erscheinenden ‚Fliegenden Blättern‚. Diese erschienen in Form von sogenannten ‚Beiblättern‘, den Vorläufern der heutigen Werbebeilagen.

Weitere Werbeanzeigen aus den ‚Fliegenden Blättern aus der Zeit zwischen 1883 und 1901
Die jeweiligen Anzeigen erschienen meist mehrfach in verschiedenen Ausgaben.

Aus heutiger Sicht völlig undenkbar war die folgende Anzeigenserie von 1906


Auszeichnungen

Auf der Leipziger ‚Internationalen Ausstellung für das Rote Kreuz, Armeebedarf, Hygiene, Volksernährung und Kochkunst‘ 1892 wurde der Apfelwein und der Apfelwein-Champagner von Adam Rackles mit einer Goldenen Medaille ausgezeichnet.

Darüber hinaus finden sich auf firmeneigenen Drucksachen Hinweise auf über 75 „höchste Auszeichnungen“ (siehe die Original-Rechnung von 1910 weiter oben).


Erwähnung in Chroniken

In alten Chroniken finden sich zu Adam Rackles folgende Einträge:

1851
In Frankfurt wird Adam Rackles, Falltorstrasse 11, Hoflieferant für Aepfelwein.

1906
Die Kelterei Adam Rackles hat die Telefonnummer ‚954‘.

1909
Bei Adam Rackles kostet das 100 Literfaß 1a Export Aepfelwein 32 Mark. Speierling kostet 36 Mark und Borsdorfer kostet 40 Mark. Dazu gibt es frischen sterilisierten Aepfelsaft zu 60 Pfennig/Literflasche, und Aepfelwein-Sekt bei 1.60 Mark/Literflasche.


Dieser Artikel stellt den aktuellen Stand der Recherche dar und wird überarbeitet, sobald sich neue Erkenntnisse ergeben. Letztes Update: 28.01.2023

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